Ohne ein Miene zu verziehen lässt Logan sich brutal von den Hulks zusammenschlagen und versucht sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Nächsten Monat soll er nun das doppelte bezahlen. Da käme es eigentlich gerade Recht, dass ein alter Freund vorbeischaut, der sich seinen Lebensunterhalt in dieser neuen Welt nicht mehr als Held, sondern als Drogenkurier verdient. Ex-Avenger Clint Barton, früher besser bekannt als Hawkeye. Logan erkärt sich bereit Barton auf seinen nächsten Botengang zu begleiten. Allerdings nur unter großem Protest und unter der Bedingung, dass er an seinem Schwur festhält nie wieder jemandem Gewalt anzutun. Was auf den nächsten Seiten folgt ist einer der besten Superhelden-Comics aller Zeiten. Angelegt als dreckiger Rachewestern in bester Tradition von Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ ist „Old Man Logan“ eine düstere Abenteuerreise, die trotz Logans Schwur nicht an sehr harter Gewalt spart. Man braucht keine Kenntnis des Marvel Universums um sehr viel Spaß mit diesem Buch zu haben. Aber selbst wenn man noch nie ein Marvel-Comic gelesen hat, dafür aber einige der Kinofilme geschaut hat offenbart sich der wahre Spaß am Konzept. Man begegnet unzähligen Helden und Schurken aus anderen Marvel-Stories deren Schicksal oft grotesk komische Wendungen genommen hat. „Old Man Logan“ ist für sich schon ein großartiges Buch. Je mehr Marvel-Charaktere man aber kennt, um so besser wird es. Was jedem Leser bleibt sind die vielen brennenden Fragen, die Mark Millars (Kick Ass, Jupiter’s Legacy, Kingsman) Geschichte von Anfang an aufwirft – Wer ist der mysteriöse Präsident? Was ist Wolverine schreckliches geschehen, dass seinen unbändigen Kampfeswillen gebrochen hat? Was genau hat Hawkeye wirklich vor? Und schaffen sie es überhaupt rechtzeitig zurück zu Logans Familie? Die größte Stärke von „Old Man Logan“ liegt in seiner exzellenten Optik. Steve McNiven ist wahrscheinlich einer der ausdruckstärksten Comiczeichner, die es gibt. Ohne die charakteristischen Tuschlinien wären seine Bildern annähernd fotorealistisch, was in Verbindung mit vielen fantastischen Gestalten Millars Endzeitdrama wie einen Big-Budget-Hollywood-Film aussehen lässt. Überhaupt wär es für einen Drehbuchautoren und einen Regisseur leichtes Spiel einen fantastischen Film aus der Vorlage zu machen – Dafür ist Autor Mark Millar bekannt. Da in „X-Men – Days of Future Past“ bereits alternative Zeitlinien in die X-Men-Filme eingeführt wurden und Wolverine-Schauspieler Hugh Jackman in Interviews mehrfach Andeutungen machte, es gäbe Überlegungen eine Story mit einem stark gealterten Logan zu verfilmen, bleibt die Hoffnung, dass eines der besten Marvel-Comics auch einer der besten Marvel-Filme werden könnte. „Old Man Logan“ erschien im US-Original 2008 als Story-Zyklus ab Ausgabe 66 der monatlichen Wolverine-Comics. Panini bietet ein deutsch übersetztes Paperback und ein Hardcover als Komplettausgabe an. In der „Offiziellen Marvel-Comic-Sammlung“-Hardcoverreihe von Hachette erschien „Wolverine – Old Man Logan“ in Ausgabe 56, ebenfalls in deutscher Sprache. Rezensionsmuster – Privatarchiv (Hachette/Panini, Hardcover) ]]>
Wolverine – Old Man Logan – "Brutal guter Endzeit-Western"
Von Mattes|2015-06-12T04:50:54+02:0012.06.2015|Kategorien: Comic-Review|Tags: Endzeit, Hachette, Mark Millar, Old Man Logan, Panini, Steve McNiven, Wolverine|
Über den Autor: Mattes
Seit frühen Kindheitstagen liebt Mattes wilde Fantasy- und Scifi-Stories. In einer Zeit vor der großen CGI-Revolution fand er solche Epen vor allem in Comicbüchern. 2015 Gründete er DeinAntiHeld zunächst als Facebook-Seite, um Freunde und Arbeitskollegen Comics zu empfehlen, die er aktuell liest. Heute schreibt er neben seinem eigenen Online-Magazin für den Tagesspiegel, Panini Comics Deutschland, Comic.de und viele andere. Darüber hinaus produziert er animierte Video-Trailer für Comics und Manga. Auch wenn er mit Superhelden und Geschichten aus Entenhausen groß geworden ist, machen zynisch-brutale Stories wie zu Glanzzeiten von Autor Garth Ennis dem Oberhausener Familienvater besonders viel Spaß.