Weiter geht die Geschichte von Edward Teach, besser bekannt als der Pirat Blackbeard. Der Leser begleitet den Schreiber Daniel Defoe ein zweites Mal in die Zelle von Blackbeards Smutje, der der Piraterie angeklagt ist. Er fährt mit seinen Geschichten fort, wie Blackbeard versucht seine Mannschaft zusammenzuhalten. Währenddessen bleibt der große Raubzug, der endlich Reichtum bringen soll, weiterhin aus. Engländer und Piratenjäger sind ihm auf den Fersen und einige der Gouverneure der Kolonien die Piraten unterstützen. Der Untertitel „Mein Tod ist süß“ verheißt zwar nichts sonderlich Gutes für den bekannten Seeräuber, aber bekanntlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde.

Der Autor Jean-Yves Delitte bringt in diesem Band die Geschichte des berüchtigten Seeräubers zu Ende. Optisch wie inhaltlich erwartet den Leser ein ähnlicher Inhalt wie im ersten Akt: Brilliante Zeichnungen, schöne große Seeschlachten und detaillierte Charaktere. Die aus dem ersten Teil bekannten Figuren erhalten mehr Tiefe und die ein oder andere Wendung hält bei der Stange. Wer will schon ein nicht enden wollendes Rauben und Plündern auf hoher See, ohne dass sonst viel passiert!?

Sind Autor und Künstler in einem Werk vereint, dann hat es natürlich, wie alles, seine Vor- und Nachteile. Ein deutlicher Vorteil ist, dass sich die Vision auf ein einziges Gehirn beschränkt, also leichter begriffen werden kann. Als Nachteil würde ich bezeichnen das der Autor nicht gezwungen ist diese Vision mit jemandem zu teilen, oder sie jemanden zu erklären. Ein derartiges „Testpublikum“ hat oftmals die Möglichkeit anders über den Inhalt zu reflektieren, als der alleinige Autor/Künstler. Aus so einer Reflexion lässt sich manchmal gut ableiten wo man den Leser vielleicht zu sehr verwirrt. Der Pfad zwischen „spannend“ und „schwer zu verfolgen“ ist oft schmal. Gerade wenn die Lektüre des ersten Bands ein paar Wochen oder Monate zurückliegt ist es mitunter schwer,  den Einschüben zu folgen. 

Wirklich beeindruckend gelingt dem gebürtigen Franzosen der Einblick in Blackbeards Strategie, der immer noch ein As im Ärmel hält, egal wie bedrohlich die Situation wohl sein mag. Auf der anderen Seite schont Delitte seinen Protagonisten auch nicht. Ehre unter Dieben scheint es nicht zu geben, der große Pirat geht nicht etwa mit seinem Schiff unter, sondern lässt seine Gefolgsmänner auch schonmal im Stich, um seine eigene Haut zu retten.

Ein Werk, bei dem jeder, der sich für Piraten interessiert, zuschlagen sollte. Mit zwei Bänden ist die Investition nicht allzu hoch, auch wenn ich mir einen dritten Band gewünscht hätte. An der ein oder anderen Stelle wirkt der Autor ein wenig gehetzt, ein paar Seiten mehr hätten das Tempo etwas verringert. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Die Piratengeschichte ist ausgewogen,  actionreich und interessant. Delitte schafft es sogar noch ein paar Easter-Eggs unterzubringen, sowie Kritik an der Geschichtsschreibung zu üben.


Leseprobe


BLACKBEARD: Mein Tod ist süß (Bd.2), Autor & Künstler: Jean-Yves Delitte, 48 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG