MADDERHALF

Daniel Lainer sitzt im Wartezimmer seines Psychologen. Eigentlich weiß er gar nicht, was er hier soll, aber seine Liebste besteht auf die regelmäßigen Sitzungen. Er muss seine „Probleme“ in den Griff bekommen. Dabei versucht er nur den Menschen zu helfen, indem er nachts maskiert durch die Gassen schleicht und aufpasst, dass die Gangster niemandem etwas antun. Genau so, wie es die Superhelden in seinen Lieblingscomics immer getan haben. Es kann doch kein Zufall sein, dass seine Eltern, genau wie die von Batman vor seinen Augen ermordet wurden.

Alles begann vor 15 Jahren als Abschlussarbeit in Kommunikationsdesign von Künstler und Autor Phillipe Doubalez. Zu der Zeit entstand die Story für „MadderHalf: First Days“ innerhalb von drei arbeitsintensiven Tagen. Über die nächsten drei Monate zeichnete der Nachwuchskünstler 80 Seiten und brachte so das erste Heft und auch sein Studium zu einem erfolgreichen Ende.

Seitdem möchte er die Geschichte und das Universum dieses vermeintlich Helden weiter erzählen. Um sich und den potenziellen Lesern diesen lang gehegten Wunsch zu erfüllen, startete er eine Kickstarter-Kampagne, die ihr hier unterstützen könnt.

Was klingt wie eine gut gemeinte Kopie von Mark Millars Teenie-Superhelden-Hit „Kick Ass“ erblickte nicht nur zwei Jahre vor diesem Welterfolg das Licht der Welt, auch inhaltlich orientiert sich „MadderHalf“ in eine gänzlich andere Richtung. Anstatt mit actionreichen humoristischen Prügeleien beschäftigt sich der Comic ausführlich mit den möglichen Folgen einer dauerhaften und intensiven Realitätsflucht. Diesen Handlungsrahmen steckt Doubalez schon früh ab und erschafft eine drückende, zumeist melancholische Atmosphäre.

Optisch ist der große Zeitunterschied zwischen dem ersten und zweiten Band deutlich zu merken. Die Zeichnungen sind moderner, schärfer und der Strich ist sauberer geworden. Die Hintergründe sind in der Fortsetzung besser ausgearbeitet und insgesamt wirkt alles ein wenig runder. Der angestrebte Fotorealismus ist noch lange nicht erreicht, aber es handelt sich ja auch um sein Debüt, das er zudem noch komplett in Eigenregie bestreitet. Wer sich für die Thematik interessiert, macht mit einem Kauf nichts verkehrt und kann mit läppischen fünf Euro in das laufende Crowdfunding einsteigen.