Das große „Rasant & Furios“-Rennen steht an und alle Tiere des Waldes freuen sich schon unheimlich darauf. Alle Tiere? Offensichtlich nicht, denn irgendein gemeiner Kerl beschmiert alle Plakate des großen Events und scheint ein großes Problem damit zu haben. Ob der Wolf im Slip dem Störenfried auf die Spur kommen kann?
Obwohl es bis hierher immer uneingeschränkt zu begeistern wusste, schwächelt das sonst so charmante Kinderbuch-Spinoff der großartigen „Alten Knacker“ diesmal leider deutlich. Das liegt nicht etwa daran, dass die Bilder nicht gewohnt anarchisch-zauberhaft oder der Wolf nicht so liebenswert wie in den letzten Bänden wäre. Was fehlt ist leider die Grundzutat, die den Wolf bislang so besonders gemacht und ihn mit der ursprünglichen Serie verbunden hat: beißende Gesellschaftskritik, die kindgerecht aufbereitet wird. Stattdessen erwartet Sprösslinge, Mamis und Papis diesmal die Geschichte eines Piepmatzes, der sich durch einen kaputten Flügel ausgestoßen fühlt und der nun deshalb quertreibt. Ui.
So sehr man sich anstrengen will, die Mühe des sonst so großartigen Autoren Lupano hier zu erkennen – Zu mehr als einer charmant-handelsüblichen Kinderbuchmoral hat es diesmal leider nicht gereicht. Wie leicht, wie naheliegend es doch gewesen wäre in diesem Zusammenhang von Inklusion und Ausgrenzung zu sprechen. Was am Ende übrig bleibt ist ein hübsches Kinderbuch unter vielen, dass Kinder dazu animieren kann, sich konstruktiv einzubringen, statt destruktiv gegenzuhalten, wenn sie sich in einer bestimmten Situation ausgegrenzt fühlen. Das ist nun nicht völlig unbrauchbar, bricht aber komplett mit der Tradition, Kindern falsche gesellschaftliche Strukturen und Mechanismen aufzuzeigen. Ihnen klar zu machen, dass es falsch und gemein ist, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten.
Als weiterer, wenn auch schwacher Band einer sonst hinreißenden und blitzgescheiten Kinderbuch-Reihe und als Quasi-Bestandteil der genialen „Alten Knacker“ darf der Band selbstredend nicht im Regal fehlen. Und wenn man fair ist, hätte das Urteil ohne die extrem hohe Erwartungshaltung auch milder ausfallen können, als es nun ausgefallen ist. Aber jeder Sympathie und Begeisterung zum Trotz hallt leider ein Satz hartnäckig im Kopf des Rezensenten nach: Das habt ihr schon viel, viel besser gemacht.
DER WOLF IM SLIP: Slip hip hurra! (Bd.3), Autor: Wilfrid Lupano, Künstler: Mayana Itoïz, Paul Cauuet, 40 Seiten, Hardcover, 15,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG
