Die Welt geht unter. Diesmal wirklich. John Constantine findet sich mitten in einer magischen Apokalypse wieder. Nur ein Deal mit einem Fremden rettet dem Hobby-Magier das Leben. Einige Augenblicke später erwacht er mitten in London, aber die Stadt scheint sich völlig verändert zu haben. Filterlose Zigaretten wurden gegen dampfende elektronische Klötze ausgetauscht, die Menschen schauen auf kleine Bildschirme, die sie mit sich herumtragen, und bei „politisch inkorrekten“ Witzen wird man von Männern mit Dutt aus dem Pub gejagt. Einsam, ratlos und mit penetrant schlechter Laune begibt sich der Trenchcoat-Träger auf die Suche nach Verbündeten und Antworten.

Mit den neuen Geschichten aus dem Sandman-Universum kehrt auch der Hellblazer wieder zurück in die deutschen Comicregale. Leser der ersten Sandman-Reihe, aus der Feder von Neil Gaiman, wird das wenig verwundern, denn es ist nicht das erste Mal, das diese Welten aufeinandertreffen. Schon zu früherer Zeit hatte der mürrische Brite einen Gastauftritt und half dem Herrn der Träume bei der Lösung eines Problems.

Dass Comic-Autor Simon Spurrier düstere Fantasy-Welten erschaffen kann, hat er vor Kurzem noch mit „Disenchanted“ bewiesen. Beim Lesen von „John Constantine – Hellblazer“ fällt direkt auf, dass er sich detailliert mit der Titelfigur auseinandergesetzt hat. Bereits auf den ersten Seiten wird klar, wie gut er es schafft, den passenden Ton im Geiste der klassischen Abenteuer zu treffen. Die Story beinhaltet all die klassischen Motive, die einen Fan der Figur zu begeistern wissen. Spurrier flechtet gekonnt Beschwörungen, Dämonen und Flüchen mit in sein urbanes Setting der Neuzeit ein.

Der Löwenanteil der Bilder stammt von Aaron Campbell. Sein schroffer, dunkler und oft sehr dreckiger Stil passt nicht nur hervorragend zum Titelhelden. Auch Großbritanniens Hauptstadt profitiert von seiner Kunst und wird mit seinen endlosen Seitengassen und verkommenen Ecken zu einem gigantischen Sündenpfuhl. Einen harten Stilbruch bekommt die Optik, sobald Matias Bergara für zwei Kapitel übernimmt. Seine Zeichnungen sind überzeichnet, cartoonesk und im Verhältnis farbenfroh. Das wirkt eingangs deplatziert für die ansonsten sehr bedrohliche Erzählung. Es stellt sich aber schnell heraus, dass dies sehr gut mit dem dazugehörigen Handlungsbogen abgestimmt ist. Wer sich auf dieses Experiment einlässt, wird es keinesfalls bereuen.

Diese Reihe fängt die Quintessenz des Protagonisten optimal ein und mausert sich zu einem absoluten Pflichttitel für Hellblazer-Fans. Freunde der aktuellen „Die Bücher der Magie“-Reihe sollten sich das hier auch nicht entgehen lassen. Es gibt einige Überschneidungen, die relevant für die Zukunft beider Hauptfiguren sind. Mit viel Charme und ein wenig Humor gehört es mit zum Besten, das in den letzten Jahren unter dem Titel „John Constantine“ veröffentlicht wurde. Unbedingt lesen!


JOHN CONSTANTINE: Hellblazer (Bd.1), Autor: Simon Spurrier, Künstler: Aaron Campbell, Matías Bergara, 220 Seiten, Softcover, 23,00 Euro, Erschienen bei PANINI