SPAWN KILLS EVERYONE!

Selten war der Titel eines Comicbandes so extrem aussagekräftig und ehrlich, was den Inhalt des Buches angeht. In „Spawn Kills Everyone!“ werden ein Einzelheft und eine Miniserie vereint abgedruckt, in denen zu einhundert Prozent genau das passiert: Neunziger-Antiheld Spawn bringt alle um. Wirklich alle. Dabei wird so erschreckend wenig Rücksicht darauf genommen, welcher Firma die über den Jordan geschickten Superhelden und Film-Monster in der Realität eigentlich gehören, dass den geneigten Fan die nackte Angst um die juristische Unversehrtheit von Spawn-Vater Todd McFarlane packt.

Mit „Spawn“ ist in diesem Fall aber nicht die tragische Figur des Al Simmons gemeint, den ursprünglichen Träger dieses Titels, sondern eine komisch deformierte Trickfilm-Variante, des Höllenkriegers, der ähnlich Marvels „Deadpool“ oder der modernen Fassung von DCs „Harley Quinn“ ein Bewusstsein dafür hat, dass er eine erfundene Figur und Protagonist in einer erfundenen Geschichte ist. „Spawn Kills Everyone!“ steckt voll giftiger Meta-Gags und bitterer Anspielungen, die McFarlane auf die kommerziell durch Kino-Adaptionen deutlich erfolgreichere Konkurrenz abfeuert. Da er aber unter anderem auch sich selbst durch seine Schöpfung hinrichten lässt und sich ständig abfällig und bitter-lustig über die ewig aufgeschobene neue Film-Interpreation seiner eigenen Figur amüsiert, wirkt die ganze Veranstaltung nie stutenbissig oder boshaft.

„Spider-Man / Deadpool“-Künstler Will Robson sorgt seinem Talent entsprechend für überdreht-bunte Cartoon-Optik und lässt den oft pubertären Humor-Gewalt-Cocktail stimmig aufkochen. Ehrlicher Weise muss man aber auch gestehen, dass nur eine breite und tiefe Kenntnis der internationalen Comic-Landschaft gewährleisten können, dass man die vielen Insider-Gags versteht und so voll umfänglich unterhalten wird, wie es vom Kreativ-Team auch angedacht war. Dass man dafür sein Gehirn vor der Lektüre am besten mal für einen Moment abschaltet, sollte nun klar geworden sein.