Mehr und mehr avanciert die Nintendo Switch zu einem regelrechtem El Dorado für Freunde gepflegter Retro-Ballereien. Das spricht sich auch unter jenen Entwicklern herum, die zuvor Szene-Erfolge mit kleinen Produktionen, die über Steam oder im Zweifel selbst vertrieben wurden feiern konnten. Auch das deutsche Indie-Studio „duranik“ konnte mit dem lange nach dem offiziellen Ende der Konsole veröffentlichtem Dreamcast-Shooter „Sturmwind“ von sich reden machen.

Mit unterschiedlichen, taktisch einwechselbaren Waffensystemen, einzeln anwählbaren Missionen und einem generell etwas gemächlicherem Tempo als im wilden, japanischen „Bullethell“-Standard etabliert, ist Sturmwind sicher kein leichtes Spiel, gewährt aber auch Gelegenheitsspielern ohne ausgeprägtem Hang zur digitalen Selbstkasteiung das eine oder andere Erfolgserlebnis. Der „EX“-Zusatz im Titel kommt nicht von ungefähr. Die von Grund auf überarbeitete Präsentation kann sich auch heute durchaus sehen lassen und rotiert, explodiert und versenkt eindrucksvoll die futuristischen Landschaften rund um unseren kleinen Raumjäger, den es gelegentlich auch mal unter Wasser verschlägt. Optisch weiß „Sturmwind EX“ also auf ganzer Linie zu überzeugen und das obwohl der ästhetische Standard im Genre eigentlich klar bei handgeklöppelten Pixelgebilden liegt.

Atmosphärische Soundeffekte und Sprachsamples einer fiktiven Bordcomputer-Dame ziehen den Spieler noch tiefer in die überraschend strategischen Raumschlachten. Was die Musik angeht lässt sich über Geschmack nicht streiten. Die stilistisch klar an der Demoszene der Heimcomputer-Ära orientierten Techno-Loops werden aber sicher nicht jedermanns Sache sein. In jedem Fall ergänzen sie aber die sehr eigene visuelle Ästhetik der ambitionierten Retro-Ballerei ganz ausgezeichnet. „Sturmwind EX“ ist eben am ehesten das, was man heute als „Euro-Shoot-Em-Up“ bezeichnen würde, auch wenn mit „R-Type“ oder „Darius“ sicher auch japanische Raumschlachten als Inspirationen mit in die Entwicklung einfließen durften.

Sicher kein perfektes, vielleicht manchmal ein wenig altbackenes aber in jedem Fall sehr liebevoll designtes Schützenfest, dass mit seiner eigenwilligen Präsentation nicht jedem Genre-Liebhaber behagen wird, dafür aber leicht zugänglich ist. Den Titel nicht bloß 1:1 zu portieren, sondern aufwändig von Grund auf zu erneuern verdient außerdem viel Anerkennung für das kleine Entwickler-Team. Vermutlich hätte sich auch mit deutlich weniger Aufwand ein beträchtlicher Prozentsatz der nun anstehenden Erträge verdienen lassen, ohne dass man die Ansprüche an sich selbst vorher noch einmal so hoch gesetzt hätte. Respekt!


Sturmwind EX, Entwickler: duranik, Publisher: b-alive, ca. 12,99 €, Verfügbar für PC, Nintendo Switch, Xbox One, Getestet auf der NINTENDO SWITCH